In den 70er-Jahren war Elster Silberflug eine der erfolgreichsten Bands der deutschen Folk-Szene. 1988 organisierten die Gründungsmitglieder Ulli Freise und Barbara Grosse-Freise vom Linzgau aus das Comeback der Band. Nun ist erstmals ein Best Of-Album mit Songs aus allen Dekaden erschienen.

Die Geschichte von Elster Silberflug begann 1971 im damaligen Hippie-Eldorado Kabul. Auf ihrer gemeinsamne Reise nach Indien beschlossen Ulli Freise, Hartmut Hoffmann und Thomas Ziebarth, Songs zu schreiben und eine Band zu gründen. Doch erst ab 1973 ging die inzwischen auf sechs Leute angewachsenen Heidelberger Formation im größeren Stil auf Tour.
Elster Silberflug war eine der ersten Bands, die deutsches Liedgut mit einer hippieseligen Melange aus folkigen Balladen, mittelalterlichen Stücken und flotten Tanzliedern wiederbelebte. Die Bühnenerfolge waren beachtlich, und gemeinsame Tourneen mit Zupfgeigenhansel, Fidel Michel und Liederjahn sorgten für noch mehr Popularität. Noch vor kurzem schwärmte ein Kritiker: „Elster Silberflug sind die Jefferson Airplane des erlebbaren Mittelalters.“
Doch 1977, auf dem Zenith ihres Erfolges, gingen die „Elstern“ getrennte Wege. Zu verschieden waren die musikalischen Vorlieben, außerdem kündigte die aus London herüberschwappende Punkwelle bereits zaghaft das Ende des Folk-Booms an. Während ein Teil der Musiker bei Bernie´s Autobahn Band stilistisch in Richtung Country und Bluegrass veränderte, setzten Barbara Grosse und Ulli Freise bei ihrem neuen Projekt „Zeitenwende“ weiterhin auf deutschsprachigen Folkrock mit Mittelalter-Anstrich. Bis 1982 brachten die beiden drei Zeitenwende-Alben heraus.


Neustart in Herdwangen

1988 gab es plötzlich wieder ein Lebenszeichen von Elster Silberflug. Barbara Grosse-Freise und Ulli Freise waren ein paar Jahre zuvor ins Linzgau gezogen und organisierten von Herdwangen aus die ersten Comeback-Konzerte der neu besetzten Band. Doch statt Jugendzentren und Schulaulen waren nun historische Stadtfeste und Mittelaltermärkte die bevorzugten Auftrittsorte. Die Band hatte sich auf die veränderte Situation auf dem Konzertmarkt eingestellt. Seithrt sind fünf CDs erschienen, von denen vor allem die im Jahr 2000 veröffentlichte „Spes“ wegen ihrer Annäherung an Rock und Pop herausragt. Auch die mittelalterverliebte Gothic-Szenen wurde dsmals aufmerksam, was diverse Sampler-Beiträge und einen Auftritt im vergangenen Jahr beim renommierten Leipziger Wave-Gothik-Treffen nach sich zog.
Auf der nun veröffentlichten CD „Von damals bis heute-Das Beste aus 30 Jahren“ sind vier Stücke von „Spes“ zu hören. Die Scheibe bietet mit 18 Titeln eine gute Gelegenheit, in dem umfangreich Songfundus von Elster Silberflug einzutauchen. Mit mehr als 70 Minuten Spielzeit werden die Käufer satt bedient. Auch in Sachen Klangqualität wird man verwöhnt Es fällt einem beim Durchhören gar nicht auf, dass zum Teil 25 Jahre zwischen den einzelnen Aufnahmen liegen. Die vom Label „Totentanz“ herausgegebene CD ist über den Vertrieb „Soulfood“ überall im Fachhandel zu bekommen.
Wer an der Musik von Elster Silberflug Gefallen gefunden hat, kann über die Bandwebseite den kompletten Back-Katalog ordern.
Nachdem die Band vor einer Woche beim Heggelbacher „Phinxt-Festival“ einen kurzfristig anberaumten Auftritt absolvierte, stehen bis September drei weitere Auftritte in der Region an. Es gibt also Gelegenheit genug, die Pioniere des Minne-Rocks auch mal „live“ kennenzulernen.

Michael Hepp in der Schwäbischen Zeitung vom 19.Mai 2008
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